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Wie funktioniert das dänische Schulsystem?

Ende Mai 2023 hatte die Abteilung Grund-, Mittel-, Förderschulen und Inklusion des ISB im Rahmen von Erasmus+ die Gelegenheit, nach Dänemark zu fahren, um das dortige Schulsystem kennenzulernen. Hier berichten wir von unseren Eindrücken und Erfahrungen.

Außengelände Frelloskolen
Außengelände Frelloskolen

Der Schwerpunkt der Schulbesichtigungen lag in der Kommune Varde, ca. 20 km nördlich von Esbjerg. Die Region ist bekannt für ihre Umsetzung des dänischen Masterplans für die Schule der Zukunft („Fremtiden Skole“). Ausgangspunkt für die Gestaltung von Schule und Unterricht ist dabei die Leitfrage: „How can we prepare students for jobs that don´t yet exist, to deal with societal challenges we can´t even imagine, and to use technologies that haven´t been invented yet?“

Insgesamt konnten an zwei Tagen drei Schulen besucht werden. In allen Einrichtungen wurden die Gäste aus Bayern sehr herzlich von den jeweiligen Schulleitungsteams empfangen und mit kurzen Vorträgen in die jeweiligen Gegebenheiten und Schwerpunktsetzungen eingeführt.

 

Möglichkeiten für Gruppenarbeit
Möglichkeiten für Gruppenarbeit

Anschließend erfolgten Unterrichtsbesuche in verschiedenen Jahrgangsstufen. Dabei hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ISB die Möglichkeit, den Unterricht in fast allen Fächern zu verfolgen, den Schülerinnen und Schülern „über die Schulter zu schauen“ und mit den Klassenlehrkräften sowie Pädagoginnen und Pädagogen ins Gespräch zu kommen.

In allen Schulen fielen dabei eine sehr ruhige Arbeitsatmosphäre und die äußerst vertrauensvolle und zugewandte Beziehung der Schülerinnen und Schüler zu ihren Lehrpersonen auf. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass jährlich nationale Erhebungen zum Wohlbefinden in allen Klassenstufen der Primar- und Sekundarstufe I durchgeführt werden. Ein entsprechendes Ranking findet sich auf den Homepages der Schulen.

Daher verwundert es nicht, dass in allen Schulen Vereinbarungen, Maßnahmen und Strukturen beobachtbar waren, die dazu führen, dass sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrpersonen sich wohlfühlen und effektiv lernen bzw. lehren können. Dazu gehörten z.B. ein äußerst flexibler Umgang mit Lernzeiten und Lernorten, Lernen in Projekten mit selbst gewählten Inhalten und großzügig gestaltete und zu Bewegung auffordernde Außenanlagen.

Lehrerarbeitsplätze
Lehrerarbeitsplätze

Im Hinblick auf die Digitalisierung, für deren frühe und effektive Umsetzung Dänemark besonders bekannt ist, konnte beobachtet werden, dass die Kinder bereits ab der ersten Klasse einen Laptop benutzen. Die Kommunikation mit den Eltern erfolgt über ein einheitlich von allen Schulen verwendetes Tool. Es wurde jedoch auch berichtet, dass von Schülerseite zunehmend Stimmen laut werden, die den Wunsch äußern, wieder mehr analog zu lernen und zu arbeiten.

Alle Schülerinnen und Schüler werden in Dänemark bis zur 9. Jahrgangsstufe gemeinsam unterrichtet. Sie besuchen nach dem Kindergarten zunächst die Klasse „0“, welche eine Art Vorschule darstellt. Noten werden in der Regel erst ab der 8. Jahrgangsstufe vergeben. Oft unterrichtet eine Lehrkraft  zusammen mit einem Pädagogen bzw. eine Pädagogin gemeinsam. Dadurch wird ein hohes Maß an Differenzierung ermöglicht, was der Inklusion zu Gute kommt.

Alle Schulen erhalten ein Budget, auf Grund dessen sie Stellen ausschreiben sowie Lehrpersonen auswählen und einstellen können. An jeder Schule stehen Arbeitsplätze und Besprechungsräume zur Verfügung, die vielfältige Absprachen und kooperative Unterrichtsplanung ermöglichen. Lehrkräftemangel bereitet jedoch auch den dänischen Schulen Probleme.

 

Plakat "Formen von Co-Teaching"
Plakat "Formen von Co-Teaching"

Den letzten Tag nutzte die Gruppe, um sich im Rathaus von Varde mit der Schuladministration der Kommune Varde auszutauschen. Deren „Skolechef“ Kim Bondesen Glud Nilsen, die Beauftragte für Erasmus+-Projekte Lisbeth Kodal und der für Digitalisierung zuständige Bjarne Jensen informierten über die Ziele des Schulwesens in der Kommune. Hier wurden nochmals der „Spirit“ und die Maßnahmen deutlich, mit denen die Schulen auf die Zukunft vorbereitet werden sollen:

  • „Verpflichtung“, „Motivation“ und „Teilhabe“ wurden als Kennzeichen der „Brille“ bezeichnet, durch die auf Schule zu sehen ist und die handlungsleitend sein sollen.
  • Die Schulen müssen sich auf eine steigende Zahl von Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Förderbedarfen einstellen und sich dem anpassen.
  • Auf die Entwicklung von Formen des Co-Teaching soll zunehmend Wert gelegt werden.
  • Für die Unterrichts- und Schulentwicklung gilt der Grundsatz: „Vergiss, was du über das Unterrichten weißt - beginne mit dem, was du über das Lernen weißt“

Es wurde bei allen Vorträgen deutlich, dass die lokale Politik einen großen Einfluss auf die Schulentwicklung der Schulen vor Ort hat und eigene, weitreichende Entscheidungen unabhängig von Kopenhagen treffen kann.

Insgesamt brachte die Reise nach Dänemark für alle Beteiligten aus den Schularten Grund- Mittel- und Förderschule sehr bereichernde, intensive und inspirierende Erfahrungen. Diese können sicher in die Entwicklung von Projekten des ISB einfließen und für diese nutzbar gemacht werden.

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