56. Netzwerktreffen Schulentwicklung im Zeichen des Startchancen-Programms
Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) in München öffnete am 13. und 14. November seine Türen für die 56. Tagung des Netzwerks Schulentwicklung. Über 50 Teilnehmende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Belgien kamen zusammen, um gemeinsam das zentrale Thema „Schulentwicklung im Kontext des Startchancen-Programms – Chancen und Herausforderungen“ zu diskutieren.
Die halbjährliche Tagung gilt als wichtiger Impulsgeber für die Schulentwicklung in der gesamten DACH-Region. Unter der Organisation von Anna Wenzl (Referatsleitung Schulentwicklung, GA1) versammelten sich Experten aus verschiedenen Bildungsbereichen, die sich dem Ziel verschrieben haben, Schulen zukunftsorientiert weiterzudenken.
Wichtiger denn je: Die Relevanz der Schulentwicklung
In seiner Begrüßung unterstrich Dr. Alfons Frey, Direktor des ISB, die unverminderte Bedeutung des Themas. Mit dem augenzwinkernden Filmzitat „I'll be back“ signalisierte er, dass Schulentwicklung zwar gelegentlich im Schatten stehe, aber fundamental für die schulische Weiterentwicklung sei. Sie sei notwendiger denn je, um auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren.
Impulse aus Wissenschaft und Praxis
Im Zentrum der zweitägigen Veranstaltung stand der Blick auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen im Kontext des Startchanen-Programms.
Die wissenschaftlichen Vorträge lieferten wichtige Erkenntnisse sowie Diskussionsanlässe:
Prof. Dr. Matthias Forell (Ruhr Universität Bochum) beleuchtete in seinem Vortrag „Bildungs(un)gerechtigkeit – Eine Metaperspektive auf schulisches und unterrichtliches Handeln“ theoretische und empirische Perspektiven auf Bildungsgerechtigkeit sowie die Bedeutung der Sozialraumorientierung. Er stellte Forschungsergebnisse vor, die zeigen, wie die Perspektive der Kinder und Jugendlichen sowie die bewusste Erkundung des lokalen Umfelds (Sozialraumanalyse, Sozialraumerkundung) als diversitätssensibles und partizipatives Schulentwicklungsinstrument genutzt werden kann.
Prof. Dr. Ulrike Lichtinger (IU International University) führte in das Feld der Positiven Bildung ein. Unter dem Motto „Wohlbefinden stärken – Sparkle.up“ präsentierte sie Forschungsergebnisse zu PERMA-teach und PERMA.school. Sie zeigte auf, dass Wohlbefinden trainierbar ist und sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems Schule auswirken kann. Das Interventionsprogramm „Sparkle.up“, das für Startchancen-Schulen aktuell angeboten wird, bietet hierfür konkrete Tools für Schulentwicklungsprozesse und zeigt: schon kleine Interventionen wirken!
Denken und Erleben: Die Tagung als Erfahrungsraum
Die Methodik der Tagung setzte bewusst auf die Verbindung von kognitivem Austausch und bewusster Reflexion.
Embodied Cognition: Coach und Trainer Erik Winter führte die Teilnehmenden in das Thema Embodied Cognition ein. Durch gezielte Übungen forderte er dazu auf, die Verbindung von Körper und Denken für die eigene Wirksamkeit in Beratung und Entwicklungsprozessen zu nutzen. Und: konkrete Übungen während der Tagung brachten auch hier eine Verbindung zwischen den Impulsen, Diskussionen und eigener Reflexion.
Graphic Recording als Resonanzraum: Um die vielschichtigen Inhalte nicht nur auditiv, sondern „mit allen Sinnen“ zu erfassen, dokumentierte die Künstlerin Anja von Klitzing (Dialogstifter) die gesamte Tagung in einer fortlaufenden, großformatigen Zeichnung. Das Graphic Recording bot den Teilnehmenden einen unmittelbaren visuellen Resonanzraum, der die Reflexion der komplexen Themen kontinuierlich unterstützte.
Intensiv diskutiert wurde auch die Bedeutung der kollegialen Zusammenarbeit. Eine Poster-Session bot Raum für den Austausch mit Prof. Wolfgang Beywl über den illustrierten Leitfaden „Lehren und Lernen sichtbar machen“ (basierend auf John Hatties „Visible Learning“).
Ein weiteres Element stellte die Präsentation des „Train the Trainer“-Konzepts dar – ein Kooperationsprojekt der ALP Dillingen, des ISB München und der Robert Bosch Stiftung. Dieses Modul bildet Fachberater und Prozessbegleiter für Schulentwicklung im Kontext des Startchancen-Programms weiter. Durch das Multiplikationskonzept sollen die Inhalte flächendeckend in die Schulentwicklungsberatungsstrukturen der Regierungsbezirke getragen werden.
Am zweiten Tag gewährten Schulleitungen und Schulentwicklungsbegleiter von vier Schulen aus verschiedenen Bundesländern Einblick in ihre konkrete Praxis. Die anschließenden Stationengespräche mit allen Referenten boten viele Gelegenheiten für vertiefenden Austausch und Vernetzung.
Resümee: Die Kraft des Miteinanders
Die 56. Netzwerktagung hat eindrucksvoll gezeigt, dass Schulentwicklung allgemein und speziell im Kontext des Startchancen-Programms zwar herausfordernd, aber zugleich voller Chancen ist. Schlagwörter wie „Vernetzen“, „Optimismus“, „Dranbleiben“ und „Mut“ prägten das abschließende Resümee.
Der Erfolg komplexer Programme wie des Startchancen-Programms hängt maßgeblich vom Miteinander der einzelnen Systemebenen ab. Dies gelingt nur durch den aktiven Austausch und die gemeinsame Diskussion von Lösungsansätzen. Das Netzwerktreffen zeigte einmal mehr seine Rolle als Plattform, die Menschen mit unterschiedlichen Rollen und Perspektiven zusammenbringt, um eine gemeinsame, positive Energie für die Diskussion und Weiterarbeit an aktuellen Themen freizusetzen. Es ist dieser kontinuierliche, systemübergreifende Dialog, der die Basis für nachhaltige Weiterentwicklung schafft und Mut macht, Bildung von morgen aktiv zu gestalten.
Die Tagungsergebnisse und Informationen über weitere Treffen finden Sie unter:
https://netzwerk-schulentwicklung.de/
Informationen zur Schulentwicklung in Bayern finden Sie unter:
https://www.schulentwicklung.isb.bayern.de/
Bilder:
Graphic Recording: Anja von Klitzing, 2025



